Louis Paulsen erblickte das Licht der Welt am 15. Januar 1833 auf dem väterlichen Gut Nassengrund beim lippischen Blomberg. Dort verfolgte er schon im Alter von fünf Jahren aufmerksam das Schachtraining seines Vaters Dr. phil. Johann Carl Wilhelm und seiner älteren Brüder und Schwestern. Im Alter von zwölf Jahren war Louis wohl der stärkste Spieler der Region.
Louis Paulses eigentliche Schachlaufbahn, die seinen Weltruhm begründete, begann im Jahre 1857 mit dem New Yorker Schachturnier. Trotz kaum vorhandener theoretischer Kenntnisse belegte er den geteilten ersten Rang, gemeinsam mit Paul Morphy, dem damals wohl stärksten Spieler der Welt.
Den anschließenden Stichkampf gewann Morphy dann klar (+1=2-5). Dies war jedoch der einzige Zweikampf, den Paulsen in seinem Leben verlor!
Unter anderem gewann Paulsen vier Zweikämpfe gegen den befreundeten Adolf Anderssen, der für die Zeit zwischen dem Abtreten des Überlegenden Paul Morphy und dem ersten offiziellen Weltmeister Wilhelm Steinitz häufig als inofizieller Weltmeister bezeichnet wird. Paulsens Lebensergebnis gegen Anderssen beträgt +22=4-17.
Paulsen schachliche Leistungen werden von der Schachgeschichtsschreibung leider zu wenig gewürdigt. Vielleicht liegt es daran, dass Paulsen in der Zeit der „Schachromantik“ sich eher der Entwicklung der Verteidigung und dem Positionsspiel zugewand hatte und keine Partien wie Anderssens „Unsterbliche“ gespielt hat.
Anschließend ein Zitat von Ludwig Rellstab, über die Bedeutung Paulsen für die Entwicklung des Schachspiels:
„Steinitz hat mit Worten höchsten Lobes anerkannt, wie viel er Paulsen verdankt. Er schrieb 1890: ‚Anderssen und Paulsen waren meine eigentlichen Lehrer für eine beträchtliche Zeit‘. Bei dem großen Turnier London 1862 lernter er Anderssen und Kolisch persönlich kennen und schrieb darüber: ‚Als ich sie zuerst traf, drückte ich mich sehr absprechend über Paulsens Spielweise aus. Diese beiden Meister verteidigten Paulsen jedoch gegen meine allgemeine Kritik, und das brachte mich zum Nachdenken.‘
Und dann bezeichnet Steinitz Louis Paulsen als einen der hervorragendsten Pioniere der modernen Schachschule und führt u.a. aus: ‚Paulsen lenkte die Aufmerksamkeit zuerst darauf, daß zwei Läufer gegen Läufer und Springer oder zwei Springer überlegen sind.‘ “
Chessmetrics
Chessmetrics ist eine Website von Jeff Sonas, die sich mit der Berechnung von Wertungszahlen beschäftigt. Auf Grundlage alter Turnierergebnisse ist es möglich auch die Zeit vor der Einführung des ELO-Systems Ratingzahlen zu vergeben und Weltranglisten zu erstellen. Dannach war Louis Paulsen von 1863 bis 1872 die Nummer 1 der Welt, von 1873 bis 1880 immer noch die Nummer 2.
Horst Paulussen
Horst Paulussen hat sich als Biograph von Louis Paulsen die Pflege der Erinnerung an und des Nachlasses von Louis Paulsen zur Aufgabe gemacht. Von ihm stammt das Buch „Louis Paulsen 1833-1891 und das Schachspiel in Lippe 1900-1981, Ein Beitrag zur Geschichte des Deutschen Schachspiels “ (Detmold 1982, Herausgegeben vom Lippischen Heimatbund Detmold, Verlag Topp und Möller) aus dem die obigen Informationen entnommen sind.
Horst Paulussens andauerndes Engagement wird auch aus der folgenden Mitteilung der Lippischen Landesbibliothek vom 12.02.2003 deutlich:
In diesem Jahr (2003) wird der 170. Geburtstag des lippischen Schachgroßmeisters Louis Paulsen aus Nassengrund bei Blomberg gefeiert. Aus diesem Anlass übereignet Herr Kurdirektor a.D. Horst Paulussen seine umfangreiche Schachbibliothek mit ca. 450 Bänden der Lippischen Landesbibliothek.
Horst Paulussen, passionierter Schachspieler und Erforscher der lippischen Schachgeschichte, hat sich bereits in der Vergangenheit um den Aufbau einer Schach-Spezialsammlung in unserem Haus verdient gemacht. Er hat 1978 die Schachbibliothek des ehemaligen Deutschen Schachmeisters August Babel, der nach dem Zweiten Weltkrieg den Schachbezirk Lippe mitbegründete, als Schenkung an die Landesbibliothek vermittelt. Auf seine Veranlassung hin hat im Jahr 2000 die Familie Hartmann-Paulsen Schachbücher aus dem Nachlass von Louis Paulsen und die 1857 von ihm errungene Goldmedaille als Dauerleihgabe übergeben. Auch Teile von Paulussens Privatarchiv zur zeitgenössischen lippischen Schachgeschichte sind bereits hier im Haus für jedermann zugänglich.
Es ist der Wunsch von Horst Paulussen, dass jeder Interessierte seine umfassende Schachbibliothek nutzen kann. Sie wird unverzüglich in den Bestand der Lippischen Landesbibliothek eingearbeitet. Die Bücher werden in Kürze für jedermann im WWW-Katalog der Bibliothek zu finden sein.